Dornrösli
Es war einmal ein Königspaar, dem ein lange gehegter Kinderwunsch endlich in Erfüllung ging. Aus Dankbarkeit lädt es zwölf Feen zum Freudenfest ein, damit sie das Kind reich beschenken. Unglücklicherweise wird die dreizehnte Fee nicht eingeladen, worüber diese sehr zornig wird und das Kind mit einem Fluch belegt. Deswegen sticht sich die wunderschöne Prinzessin – wie vorhergesagt – genau an ihrem fünfzehnten Geburtstag an einer Spindel und fällt augenblicklich mit dem ganzen königlichen Hofstaat in einen hundertjährigen, todähnlichen Schlaf, bis ein mutiger Prinz sie wachküsst und heiratet. Soweit in kurzen Zügen die Handlung dieses zauberhaften Märchens aus der Sammlung der Gebrüder Grimm.
Einige Deutungen des Stoffs setzen die 13 Feen mit den 13 Mondmonaten gleich, in die das Jahr in vorchristlichen Zeiten eingeteilt war. Da sich die Menstruation der Frau im 28-Tage-Rhythmus vollzieht, entspricht dies dem Rhythmus der 13 Mondmonate, und nicht etwa den 12 Monaten, in die das römisch-christliche Sonnenjahr eingeteilt ist. Wenn die dreizehnte Fee nicht zum Fest geladen wird, manifestiert sich darin der Übergang vom Mondkalender (Kelten) zum Sonnenkalender (Griechen, Römer, Christen), verbunden mit einem Aufschwung des Patriarchats über das Matriarchat.